Andere Sportarten
Sport & YIPS
Auch in anderen Sportarten und Aktivitäten zeigt sich ein unwillkürliches Verhalten bestimmter Muskelgruppen innerhalb einer spezifischen Bewegungsstruktur. Folgende Sportarten und Aktivitäten außerhalb des Golfsports könnten von dem YIPS-Prinzip betroffen sein:
Sportarten: u.a. Tennis, Dart, Fußball, Badminton, Squash, Billard, Kricket, Bowling, Minigolf, Tischtennis, Bogenschießen, Schießsport, Boule, Basketball, Baseball.
Aktivitäten: u.a. Musizieren – Spielen von Instrumenten (Musikerkrampf), Schreiben (Schreibkrampf), weitere feinmotorische Tätigkeiten wie zum Beispiel Chirurgie.
Tennis
Wie äußert sich „Tennis-YIPS“?
Im Tennissport zeigt sich die YIPS-Symptomatik vermehrt in der Bewegung der Vorhand. Der Tennisspieler hat enorme Probleme, seinen Vorhandschlag kontrolliert zu spielen. Im Moment des Treffpunktes oder kurz davor verwackelt der Tennisschläger, und das Ergebnis des Schlages ist nicht mehr berechenbar. Viele Bälle landen im Netz oder weit hinter der Grundlinie. Das Phänomen verstärkt sich, wenn der Spieler bewusst mit „Kraft“ spielt.
Tennisaufschlag
Auch der Tennisaufschlag kann betroffen sein. Das Timing des Wurfes ist gestört. Als Folge davon sind die Wurfhöhe und die Wurfrichtung nicht mehr kontrollierbar. Die Wurfhand ist verkrampft und „übersteuert“ den Ballwurf.
Unbekanntes Phänomen
Es ist anzunehmen, dass viele Tennisspieler betroffen sind, ohne davon zu wissen. Das Phänomen YIPS ist in der Sportart Tennis immer noch eine unbekannte Größe. Wiederholte Leistungseinbrüche, ungewöhnliche Fehlschläge und eigenartige Probleme mit der Technik werden von den Trainern und den betroffenen Spielern als Fehler in der Schlagtechnik oder als ein mentales Problem eingeordnet und behandelt. Dabei wird aber übersehen, dass die gestörte Schlagtechnik durchaus schon einmal gelingt bzw. zu einem früheren Zeitpunkt bereits beherrscht wurde.
Hilfestellungen
Hast Du schon einmal einen YIPS-Check machen lassen? Auf der Basis Deiner persönlichen Analyse werden individualisierte Übungen zur Intervention getestet und angewendet. Es wird ein Prozess des Umlernens aktiviert.
Dart
Im Dart werden die Probleme in der Abwurfphase der Pfeile als Dartitis bezeichnet. Immer wieder gibt es Berichte über „dramatische“ Vorfälle aus der Profiszene des Dartsports (hier klicken). Ähnlich wie im Golf verliert der betroffene Dartspieler seine Kontrolle über die Muskulatur der Hand. Das Timing des Abwurfes passt nicht mehr – teilweise verkrampft die Hand und das Loslassen der Pfeile ist erheblich gestört.
Fußball
Eklatante Fehlschüsse
Immer wieder sind im (Profi)fußball unbegreifliche Fehlleistungen in der Ausführung des Elfmeterschusses zu beobachten. Der Spieler rutscht mit seinem Standbein während des Anlaufs oder in der unmittelbaren Phase des Schusses weg, trifft zuerst den Boden, bekommt keinen Druck auf den Ball oder lehnt sich beim Treffen des Balles nach hinten. Spektakuläre und schwer zu erklärende Fehlleistungen sind die Folge.
Beispiele: (https://www.spox.com/de/video/fussball-europa-league-highlights/2003/klaeglicher-weghorst-wolfsburg-stuermer-schiesst-elfmeter-in-den-nachthimmel-dazn-el.html) (https://www.youtube.com/watch?v=JFlf4_6cCdg).
psychisch anspruchsvolle Situation
Im Fußball ist das Elfmeterschießen eine typische Situation für das Auftreten von motorischen Problemen, die auch mit dem YIPS-Phänomen erklärbar sind. Die motorische Störung äußert sich in der Fußmuskulatur. Die Spannung in den Beinen und Füßen verändert sich – die notwendige muskuläre Lockerheit und Funktionalität ist weg. Demzufolge kann der betroffene Fußballspieler sein gewohntes Potenzial nicht abrufen.
Die genannten Phänomene können im Fußball auch in anderen Situationen auftreten, beispielsweise wenn der Fußballer im Spielverlauf alleine vor dem Tor steht und eine sogenannte 100 % Chance hat.
Ein spezifisches Übungsprogramm führt die betroffenen Spieler aus der konditionierten Reaktion.
Musik und Co.
Fokale Dystonien
In der Musik gibt es das Phänomen des Musikerkrampfes. Betroffene Musiker, hauptsächlich Berufsmusiker, können ihr hochgeübtes und beherrschtes Instrument nicht mehr „flüssig“ spielen. Ein Teil der Hand, meistens ein Finger, verkrampft sich während des Musizierens und mindert zum Teil erheblich die Leistungsfähigkeit. Der Musikerkrampf und die dazugehörigen Probleme sind u.a. im Klavier-, im Gitarren- und im Geigenspiel bekannt (hier klicken).
Der Musikerkrampf wird zurzeit von der Wissenschaft als fokale Dystonie bezeichnet (hier klicken).
verzweifelte Interventionen
Die folgenden Hilfestellungen zeigen, welche Verzweiflung teilweise auf dem Gebiet der motorischen Störungen bei den Betroffenen herrscht.
Zum Beispiel wird Musikern, die an einem Musikerkrampf leiden, Botox in die lokal betroffene Muskulatur gespritzt, um die Verkrampfung der Muskulatur zu lösen und die Symptomatik zu lindern. Nach Abbau des Botox taucht die Problematik nach ca. drei – vier Monaten erneut auf.
Operationen am offenen Gehirn, wie beim amerikanischen Geiger Roger Frisch (hier klicken), sind extreme Maßnahmen, die vielleicht mit anderen Therapiemaßnahmen, beispielsweise verhaltensbasierten, nicht nötig wären.
Der Einsatz von Psychopharmaka oder Alkohol zur Blockade der Muskeltätigkeit und zur Angstreduzierung sind weitere negative Lösungsversuche.
Umlernen als Hilfe
Nach meiner Einschätzung bieten sich Vergleiche mit dem YIPS-Phänomen an. Dementsprechend könnte aufgrund meiner Forschungsergebnisse ein spezifisches Retrainingsprogramm zur Gegenkonditionierung und zum Verlernen der Störung ein vielversprechender Ansatz sein. Die Trainingsübungen orientieren sich an den Prinzipien der angewandten Interventionsübungen in meiner Einzelfallstudie zum Putt-YIPS.